“Mama, wie ist der Krebs zu mir gekommen?”, Nick, 7 Jahre (Neuroblastom)
Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 2.200 Kinder an Krebs. Trotz der guten Fortschritte bei den Therapien in den letzten Jahren, sind die Überlebenschancen für viele dieser Kinder immer noch nicht gut genug. Das Ziel muss sein, Krebs bei Kindern heilbar zu machen. Und zwar: Unabhängig davon, wie selten die jeweilige Krebserkrankung ist, d.h. unabhängig davon, wie viele Kinder davon betroffen sind.
Doch leider kann, aufgrund fehlender Mittel, nicht überall dort geforscht werden, wo es notwendig wäre. Daher fördert und finanziert die Gesellschaft für KinderKrebsForschung bundesweit Forschungsprojekte, um immer mehr neue Therapien zu erschließen und somit die Überlebenschancen dieser Kinder dauerhaft zu verbessern. Wir finanzieren vor allem innovative und patientenorientierte Forschungsprojekte, die ohne ihre Spende nicht zustande kommen würden.
Krebs bei Kindern
Babys und Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Im Falle einer Krebserkrankung benötigen sie spezielle, für sie entwickelte Therapien. Denn jeden Tag erkranken alleine in Deutschland ca. fünf Kinder neu an Krebs. Familien, für die das Thema bis dahin immer nur ein Thema “der Anderen” war, werden von einer auf die andere Minute damit konfrontiert, dass das Thema “Krebs” ab nun Teil ihres Lebens sein wird.
Wir möchten uns im Folgenden auf die Beantwortung von allgemeinen Fragen beschränken. Spezielle Fragen sollten Sie immer persönlich an Ihren Kinderarzt und/oder die behandelnden Fachärzte richten. Detaillierte Informationen finden Sie auf der Informationsseite der GPOH (Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie): www.kinderkrebsinfo.de
Die Entstehung von Krebs im Kindesalter
Eltern deren Kinder an Krebs erkrankt sind, stellen sich die Fragen „Warum mein Kind? Was haben wir falsch gemacht? Was hat den Krebs ausgelöst?“ Bis auf wenige Ausnahmen (Tschernobyl) können die Ärzte auf diese Fragen keine hinreichenden Antworten geben. Die Entstehung von Krebs wird als eine Kombination von genetisch bedingter Veranlagung und auslösenden Umweltfaktoren angenommen, wobei meist keines der beiden allein zu bösartigen Erkrankungen führt.
Die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern
Es gibt viele verschiedene bösartige Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Auch ist jedes Kind, jeder Jugendliche, jeder Patient, jede Familie, jede Krankheitssituation anders. Jede einzelne Erkrankung ist für sich genommen sehr selten. Die häufigsten bösartigen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind die akuten lymphoblastischen Leukämien (ALL), gefolgt von der Gruppe derHirntumoren und als häufigster solider Tumor das Neuroblastom.
Wie kann die Erkrankung erkannt werden, bzw. welches sind die sinnvollsten Diagnoseverfahren?
Bösartige Erkrankungen können durch eine Fülle von Symptomen auffallen, die für sich genommen meist harmlos sind. Daher wird empfohlen, bei dem leisesten Verdacht eine Spezialambulanz in einer kinderhämatologischen / kinderonkologischen Abteilung aufzusuchen. Zur Diagnose wird meist eine Kombination an Untersuchungen herangezogen. Hierzu gehören meist Blutuntersuchungen und bildgebende Verfahren (MRT, Ultraschall, CT, Szintigramm). Wird anhand der Bildgebung ein solider Tumor lokalisiert, wird meist noch eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen, um sicher festlegen zu können, um welche Art Tumor es sich genau handelt. Erst wenn die Art der Erkankung ganz klar abgesichert ist, wird die entsprechende Therapie festgelegt.
Wie sehen momentan die Standardtherapien in der Kinderkrebsheilkunde aus?
Die Therapien bestehen meist aus einer Chemotherapie mit vielen verschiedenen Medikamenten, teilweise einer Bestrahlung oder Operation. Eine Besonderheit der Kinderhämatologie/Onkologie besteht darin, dass der sog. “Goldstandard” der Therapie die Therapieoptimierungsstudien der GPOH sind. Jedes Kind mit einer bösartigen Erkrankung sollte primär nach diesen Therapierichtlinien behandelt werden. Die Behandlung nach diesen Therapieoptimierungsstudien stellt die aktuell bestmögliche Behandlung dar.
Wie sind die Prognosen momentan und wie haben sie sich in den letzten Jahren verändert?
Insgesamt ist die Prognose im Kindesalter heute bei vielen der bösartigen Erkrankungen gut. Die Mehrheit der Patienten kann bei einer guten Lebensqualität langfristig geheilt werden. Die Heilungschancen haben sich in den zurückliegenden Jahrzehnten dramatisch verbessert. Während in den fünfziger Jahren nahezu alle Kinder mit bösartigen Erkrankungen verstarben, konnten durch gute Zusammenarbeit der Kinderonkologischen Zentren Erfahrungen gesammelt werden und die Therapien optimiert werden. Doch trotz dieser verbesserten Therapieerfolge gibt es auch heute noch eine Reihe an Patienten, bei denen auch mit diesen optimierten Standardtherapien keine endgültige Heilung erreicht werden kann.
Was ist nötig, um die Prognosen der Kinder weiter zu verbessern?
Leider gibt es noch immer zu viele Patienten, die nicht durch die Standard-Therapieverfahren geheilt werden können, da sie nicht ausreichend auf diese Therapien ansprechen oder einen Rückfall bekommen. Die Prognose dieser Patienten ist häufig deutlich schlechter. Diese Gruppe an Kindern und Jugendlichen benötigt das ganze Spektrum der Forschung und Entwicklung (Grundlagenforschung, Translationale Forschung, Klinische Studien, Medizintechnik). Daher ist es wichtig, die Forschung auf dem Gebiet der Kinderkrebserkrankung weiter voranzutreiben, um langfristig jedem Patienten eine realistische Chance auf endgültige Heilung zu gewähren zu können.
Welche Zukunftsvisionen gibt es in der Kinderkrebsheilkunde?
Die große Aufgabe der Kinderhämatologie/Onkologie besteht darin ausnahmslos jedem Kind und Jugendlichen mit einer bösartigen Erkrankung, eine realistische Heilungschance zu geben und dabei den Kindern und Jugendlichen durch die Therapie so wenig wie möglich zumuten zu müssen. Um dies zu erreichen, ist jedoch noch viel Forschungsarbeit nötig, damit neue Therapien erschlossen und individuell angepasste Behandlungen möglich werden.